09.10.25
Verfasst von: Sonja Rieder
Lesezeit: ca. 8 min
Nach der Affäre: 7 Tipps für Betrogene in der ersten Zeit
09.10.25
Verfasst von: Sonja Rieder
Lesezeit: ca. 8 min


Inhaltsverzeichnis
Triff keine weitreichenden Entscheidungen
Unter Schock kann man keine Entscheidung treffen – zumindest keine klugen.
Du brauchst Zeit, um herauszufinden, was das Geschehene überhaupt für Dich bedeutet. Das ist keine Sache von ein paar wenigen Tagen.
Vermeide Impuls-Entscheidungen bezüglich Eurer Wohnsituation: Wenn mal jemand ausgezogen ist, wird das Wieder-Zusammenkommen deutlich schwerer.
Wählt vorerst lieber getrennte Schlafzimmer.
Und Du brauchst noch mehr Zeit, um zu spüren, was Du willst:
Weiter in dieser Beziehung bleiben? Dafür kämpfen? Und wenn ja: wie?
Dich auf tiefergehende Gespräche mit Deiner Partnerperson einlassen? Abspringen – und das war`s?

All diese Überlegungen brauchen Zeit und Raum. Nimm ihn Dir. Und Deine Partnerperson sollte ihn Dir auch gewähren: Lass Dich nicht drängen.
Überlege genau, wem Du vom Fremdgehen erzählst
Das Geschehene mit jemandem zu teilen ist meist hilfreich. Resilienz, unsere psychische Widerstandskraft, ist auch etwas, das wir aus der Gemeinschaft ziehen. Aus dem Miteinander-Teilen unserer Freuden und Sorgen.
Im Fall von Affären solltest Du dennoch wählerisch sein, wem Du dich anvertraust.
Die meisten Menschen legen ihre eigenen Erfahrungen in solche Geschichten hinein. Das heißt, sie können kaum von ihren Einstellungen abstrahieren und stülpen Dir dann ihre Maßstäbe über.
Davon hast Du nichts – weil Du ja Deinen eigenen Weg finden musst.
Sprich mit denjenigen, von denen Du weißt, dass sie einfach für Dich da sein können. Einfach zuhören, ohne zu bewerten, ohne Dich zu etwas zu drängen. Ohne Dich aufzuhetzen. Ohne Dich in eine bestimmte Richtung lenken zu wollen.
Die meisten meiner Klient*innen haben dafür ein gutes Gespür. Das hört sich dann etwa so an:
„Die frischverliebte Kerstin, der werde ich es sicher nicht sagen. Die würde das nur verunsichern und sie könnte mir keine Hilfe sein.“
„Meine Mutter scheidet als Vertrauensperson aus. Die hat mit den Heimlichkeiten meines Vaters noch immer zu tun, die kann einfach nicht neutral sein.“
„Mit Sarah kann ich reden. Die bleibt auch bei schwierigen Themen ruhig und kommt nicht ins Urteilen.“
Es kann sein, dass Du irgendwann entscheidest, die Beziehung mit Deiner Partnerperson fortsetzen zu wollen. Am Anfang ist das oft noch nicht klar. In diesem Fall ist es einfacher, wenn nicht mit allen Klartext gesprochen hast.
Wenn Dein gesamtes persönliches Umfeld von der Affäre weiß, musst Du eventuell mit verständnislosen Rückmeldungen rechnen, wenn Du in der Beziehung bleibst. Vielleicht sogar mit Beziehungsabbrüchen. Oder zumindest mit Kommentaren, die nicht einfach sind. Denn heutzutage gilt für viele: Fremdgehen darf nicht verziehen werden. Das darfst Du Dir nicht gefallen lassen, heißt es dann.
Deshalb gilt: Sind Eltern, Geschwister und Urstrumpftante einmal aufgehetzt, lässt sich das später oft schwer kitten.
Indem Du nur mit ausgesuchten Personen über das Geschehene sprichst und diese um Diskretion bittest, hältst Du Dir für später alle Türen weit offen.

Regelmäßige Pausen vom Grübeln
Permanentes Grübeln ist ziemlich normal: Dein Gehirn identifiziert den Seitensprung als hohe Gefahr und läuft auf Hochtouren, weil es diese bannen will.
Evolutionsbiolog*innen nehmen an, dass sich das Probleme-Wälzen als adaptiver Mechanismus entwickelte, damit wir uns gut auf komplexe Probleme in unseren Beziehungen fokussieren können. (1)
Dennoch brauchst Du Pausen vom Gedanken-Karussell! Anbei meine Empfehlungen:
Ablenkung: erlaubt und erwünscht!
Mach Dinge, die Dir Spaß machen und guttun. Der Verarbeitungsprozess verläuft organisch und setzt keineswegs voraus, dass Du ständig bewusst damit beschäftigt bist.
Fokussiere auf den Moment
Konzentriere Dich immer wieder auf den gegenwärtigen Moment. Fühle in Deinen Körper hinein. Schau in die Sonne, die Wolken, den Regen.
Frage Dich mehrmals pro Tag: Was sehe ich, was höre ich, was rieche ich? Was nehme ich wahr, jetzt?
Denke daran, zu atmen!
Atme bewusst, immer wieder. Höre Dir beruhigende Mediationen und Hypnosen an. Und atme wieder. Spüre die Schwerkraft unter Dir, und werde gewahr, wie sie Dich hält.
Ein Date mit Deinen Gefühlen
Vereinbare ein „Date“ mit Deinen Sorgen, eine Uhrzeit und fixe Zeitspanne, in der Du Dich dem Thema widmest. Von mir aus auch ein paar Mal am Tag. Aber nicht ständig!
Dazwischen ist Schluss mit dem Probleme-Wälzen. Konzentriere Dich auf Deine Arbeit oder andere Aktivitäten.
Das wird Dir besser gelingen, weil Du ja weißt: die Zeit für Deine Gedanken und Gefühle wirst Du ja wieder haben. Nur nicht jetzt!

Raus mit Dir in die Natur
Die Natur ist die größte Apotheke überhaupt – und steht uns in Breiten noch zur Verfügung. Nutze das!
Hier geht es zu meinem Blog-Artikel zum Thema Liebesschmerz und Heilkraft der Natur
Ausreichend Schlaf, Bewegung oder Sport
Schlaf ist die Basis unseres Wohlbefindens. Aber gerade wenn wir innerlich aufgewühlt sind, klappt es oft nicht so gut mit der Ruhe.
Es kann helfen, während des Tages ein Nickerchen einzulegen – um Schlaf nachzuholen. Oder zumindest zu ruhen, auch das schafft Erholung. Das gibt Dir einen kleinen Kraftschub für den Rest des Tages.
Und achte darauf, Dich genug zu bewegen. Es ist durch unzählige Studien bewiesen, dass sportliche Aktivität „antidepressiv“ wirkt. Und da zählt auch Gehen schon dazu!
Eine 2023 veröffentlichte Metastudie (2) belegt, dass Gehen, Joggen, Yoga und Krafttraining besonders gut gegen Depression wirken. Aber alle Arten von Sport erzielten bei Proband*innen eine Verbesserung der Stimmung.
Es liegt nahe, dass das, was gegen Depression hilft, auch gegen trübe Gedanken an sich wirksam ist – auch wenn gar keine Diagnose vorliegt, was ja bei Liebesschmerzen oft der Fall ist.
Also, rein ins Schwitzen – und ran an die Geräte! Oder rein in die Bewegungs-Gruppe!

Selbstmitgefühl und Abstand zu raschem Verzeihen
Kein Mensch sollte von Dir erwarten, dass Du sofort wiederhergestellt bist nach einem großen Vertrauensbruch.
Mach Du Dir bloß selbst nicht diesen Stress!
Hab Mitgefühl mit Dir selbst, Du hast es wirklich verdient.
Wenn Deine fremdgegangene Partnerperson Dich zu raschem Verzeihen drängt: Lass das nicht zu. Schnelles Verzeihen ist selten echt.
Du unterdrückst dabei alle möglichen Gefühle – und das wird sich später rächen.
Echtes Verzeihen ist eine große Sache, und es gibt auch andere Wege, eine Beziehung aufrechtzuhalten. Etwa, indem man sich innerlich frei macht vom Geschehenen, auch wenn ein Verzeihen nicht möglich ist.
Das ist aber eine Frage einer viel späteren Phase im Verarbeiten, und Du solltest Dir jetzt nicht den Kopf darüber zerbrechen.









